
Ein kleiner Theorie-Einblick
Die 11-monatige WSFB Change Weiterbildung ist durch verschiedene Theorieansätze beeinflusst, die sich nicht nur in Form von vermittelten Inhalten, sondern auch in der Art der Übermittlung und der persönlichen Haltung der Lehrenden wiederfinden. Auch wenn die Theorien an dieser Stelle nur angeschnitten werden können, ist es sicherlich ein spannender Einblick in die Grundlagen der Systemischen Weiterbildung zum Organisationsentwickler / zur Organisationsentwicklerin.
Prozessberatung nach Edgar Schein
Als Mitbegründer der Organisationsentwicklung veröffentlicht Edgar Schein bereits in den 60er Jahren entscheidende Fachliteratur zur Unterstützung von Organisationen, aber auch Individuen, zur Optimierung interner Prozesse.
Die ‘Hilfe zur Selbsthilfe’ ist ein zentrales Prinzip der Prozessberatung. Statt vorgefertigte Lösungen oder Ratschläge von außen zu liefern, wird dazu angeregt eigene Herausforderungen zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln. Dieser Prozess der Analyse ist kollaborativ und basiert auf dem Vertrauen, dass der/die Klient:in, also die Organisation oder auch das Individuum, selbst die beste Lösung finden kann. Der Beratende agiert dabei als gleichberechtigter Partner und nimmt keine Expertenrolle ein, die den Klienten passiv macht. Stattdessen fördert er oder sie die aktive Teilnahme und Verantwortung des Klienten im Veränderungsprozess.
Der Fokus der Beratung liegt auf den internen Abläufen, wie Kommunikation, Entscheidungsfindung, Führung und Zusammenarbeit. Ziel ist es, diese Prozesse effektiver und effizienter zu gestalten. Es erfordert eine hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Beratenden oder der Führungskraft, da jede Organisation eine individuelle Herangehensweise erfordert.
Entscheidend für das Gelingen dieser Veränderungsprozesse ist die vertrauensvolle Beziehung zwischen Berater:in und Klient:in. Schein betont die Bedeutung von Empathie, Authentizität und Respekt, zur Schaffung einer offenen und kooperativen Arbeitsatmosphäre.
Durch diese Prinzipien zielt die Prozessberatung darauf ab, Organisationen in die Lage zu versetzen, ihre eigenen Fähigkeiten zur Problemlösung und kontinuierlichen Verbesserung zu stärken. Schein’s Ansatz ist besonders wirkungsvoll, weil er Klienten befähigt, ihnen entsprechende Werkzeuge an die Hand gibt und das Vertrauen vermitteln soll, um selbständig zu wachsen.
Gruppendynamik nach Kurt Lewin
Kurt Lewin, einer der einflussreichsten Sozialpsychologen, dessen Modelle noch heute in vielen Bereichen Anwendung finden, entwickelte die Grundlagen der Gruppendynamik und prägte damit das Verständnis und die Analyse von Gruppenprozessen und -interaktionen.
Lewins Feldtheorie betrachtet das Verhalten von Individuen als Ergebnis der Interaktionen zwischen Person und Umwelt. Diese Theorie ist grundlegend für das Verständnis von Gruppendynamiken, da sie zeigt, wie Individuen und (Arbeits-)Gruppen durch die Kräfte in ihrem sozialen Umfeld beeinflusst werden. Dabei werden Teams hinsichtlich ihrer Strukturen, Rollen und Normen untersucht. Diese beeinflussen die Dynamik innerhalb der Gruppe und tragen zu ihrer Funktionalität bei.
Als entscheidendes Element der Zusammenarbeit wird die Kohäsion, das Zusammengehörigkeitsgefühl, identifiziert, welche unter anderem durch die gemeinsame Zielorientierung gefördert wird. Eine ebenso bedeutsame Rolle kommt der Kommunikation innerhalb der Gruppe zu. Eine offene und konstruktive Kommunikation fördert Vertrauen und Kooperation.
Lewin beschäftigte sich auch mit der Erforschung von Führungsstilen und deren unterschiedliche Auswirkungen auf die Gruppendynamik und Produktivität. Er entwickelte Techniken zur Bearbeitung und Lösung von Konflikten innerhalb von Gruppen. Auf Lewin ist eines der grundlegenden Change Management Modelle zurückzuführen, das in einem dreistufen Prozess beschreibt, wie Veränderungen in Gruppen erfolgreich umgesetzt werden können.
Lewins Arbeiten zur Gruppendynamik haben das Verständnis von Gruppenprozessen tiefgehend beeinflusst und sind nach wie vor grundlegend für die Sozialpsychologie, Organisationsentwicklung und Teamarbeit. Seine Erkenntnisse bieten wertvolle Einblicke in die Funktionsweise von Gruppen und die Mechanismen, die ihre Dynamik prägen.
Mehr über die Merkmale von Teams und Organisationen können Sie hier nachlesen: Teams und Organisationen verstehen lernen und spezifische Merkmale nutzen.
Die Lernende Organisation nach Peter Senge
Das Konzept der Lernen Organisation beschreibt, wie Organisationen sich fortlaufend anpassen können, um unter sich schnell ändernden Umweltbedingungen erfolgreich zu bleiben.
Im Mittelpunkt steht eine Kultur des kontinuierlichen Lernens auf allen Ebenen der Organisation. Mitarbeitende werden ermutigt neue Kompetenzen zu erwerben, Wissen zu teilen und innovative Lösungen zu entwickeln. Die Organisation wird dabei als ganzheitliches System betrachtet, in dem alle Bereiche miteinander verbunden sind. Chancen und Herausforderungen werden im Kontext des gesamten Systems analysiert, um tieferliegende Ursachen zu identifizieren und nachhaltige Lösungen zu erarbeiten. Mentale Modelle werden dabei regelmäßig reflektiert, damit veraltete oder hinderliche Denkmuster überwunden werden können und die Offenheit für neue Ideen zu bestärken. Lernende Organisationen schaffen Strukturen, die das individuelle wie auch kollektive Lernen unterstützen, indem Kenntnisse und Fähigkeiten geteilt werden und dadurch stetig die Leistung verbessert wird.
Lernende Organisationen fördern eine Kultur des Experimentierens, in der die Personen im Unternehmen ermutigt werden, neue Wege auszuprobieren, Risiken einzugehen und aus Fehlern zu lernen. Viele moderne Management- und Organisationsentwicklungspraktiken haben Konzepte aus der Lernenden Organisation übernommen. Dies zeigt die weitreichende und anhaltende Wirkung von Senges Arbeit auf die Praxis der Organisationsentwicklung.
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